KUNDENSTAMM WÄCHST UND WÄCHST

Fuldaer Tafel braucht Zuschuss: „Es gibt schon mal einen Engpass“

Die Fuldaer Tafel steht vor einer neuen Herausforderung: Ihr Kundenstamm wächst und wächst. Vor allem, als im vergangenen Jahr viele geflüchtete Menschen in den Landkreis Fulda kamen, ist die Zahl der Bedürftigen gestiegen. Inzwischen gehören über 1.000 Flüchtlinge zu den Kunden. Zum Vergleich: 2012 waren es noch knapp 100. Spannungen zwischen den „Alt-Kunden“ und den Geflüchteten gibt es merklich zwar keine, sagen die Vorsitzenden Heinz Steege und Wolfgang Arnold, aber das Warenagebot wächst eben nicht mit der Anzahl der Kunden. Deswegen wurde nun beim Landkreis und bei der Stadt ein Antrag auf Bezuschussung gestellt – zum ersten Mal in zwölf Jahren.

Es ist Dienstagnachmittag, in den Räumen der Fuldaer Tafel herrscht reger Betrieb. An drei Tagen in der Woche haben Bedürftige hier die Chance, sich für einen kleinen Betrag von 2,50 Euro Lebensmittel für die Woche abzuholen. Es handelt sich dabei um einwandfreie Produkte, die nicht mehr verkauft werden sollen, aber auch um Spenden. Die 130 Ehrenamtlichen, die hier arbeiten, verteilen sie an die Bedürftigen, zu denen seit vergangenem Jahr auch eine große Zahl geflüchteter Menschen gehört. Die Grundsätze der Tafel, die jeder Kunde auf einem Blatt Papier bekommt, haben die Verantwortlichen deswegen auf sechs verschiedene Sprachen übersetzen lassen.

„Wir merken den zunehmenden Zulauf von Flüchtlingen“, sagt Heinz Steege, 1. Vorsitzender, „Inzwischen machen sie über 27 Prozent unserer Gesamtkunden aus.“ Dabei handelt es sich um Geflüchtete, die bereits in einer eigenen Wohnung oder in einer Einrichtung leben, in der es keine Vollverpflegung gibt. Also um Bedürftige. Grundsätzlich gilt: Wer sich bei der Tafel registrieren lassen will, der muss über einen Bescheid von einer Sozialbehörde verfügen. Dasselbe gilt für Asylbewerber. Auch sie müssen bescheinigen, dass sie bedürftig sind.

Da das Warenangebot nicht mit der Zahl der Kunden wächst, muss die vorhandene Ware auf alle Bedürftigen verteilt werden. An manchen Tagen ist das mehr, an anderen weniger. „Manchmal gibt es zum Schluss nur noch Brot oder Gemüse.“ So drastisch, wie sich das jetzt anhört, sei es aber nicht, sagt Wolfgang Arnold. Er ist zweiter Vorsitzender und meint: „Noch geht es. Die Frage ist, wie sich das entwickelt.“ Aufnahme-Stopps und Wartelisten, wie es sie bei anderen Tafeln bereits gäbe, konnten die Fuldaer bisher vermeiden. „Aber es gibt schon mal den einen oder anderen Engpass.“

Das ist der Grund dafür, dass die Fuldaer Tafel nun beim Landkreis sowie der Stadt einen Antrag auf Bezuschussung gestellt hat. Das hat es bisher noch nicht gegeben: Seit ihrer Eröffnung am 12. Oktober 2004 lebt die Tafel auf privater Ebene mit Sponsoren und Zuschüssen, die ebenfalls privater Art sind, und ohne jegliche staatliche Zuwendung. Darauf waren Steege und Arnold immer sehr stolz. „Nachdem sich die Lage jetzt aber so entwickelt hat, haben wir den Antrag auf Bezuschussung gestellt“, sagen die beiden. Auf Spenden ist die Tafel aber dennoch angewiesen. Vielleicht sogar mehr, denn je.

Aber nicht nur um das Finanzielle muss sich gekümmert werden. „Wir müssen auch im Auge behalten, ob es Spannungen zwischen unseren Alt-Kunden und den neuen gibt.“ Bisher haben Steege und Arnold solche noch nicht beobachtet. „Aber es wäre ja merkwürdig, wenn es nicht die Befürchtung gäbe, dass der einzelne jetzt weniger bekommt“, sagt Arnold. Solche Spannungen könne es aber genauso zwischen Alt-Kunden geben. „Jeder, der sich für Essen anstellt, möchte gute Sachen bekommen – und die möglichst schnell.“ (SURIA REICHE) +++